Karl Lauterbach

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Karl Lauterbach, 2016
Karl Lauterbach, 2016

Karl Wilhelm Lauterbach (* 21. Februar 1963 in Düren, Nordrhein-Westfalen) ist ein deutscher Politiker (CDU, SPD), Mediziner und Gesundheitsökonom. Ursprünglich war er Mitglied der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU), seit 2001 ist er Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Seit 2005 ist er Abgeordneter im Deutschen Bundestag und seit dem 8. Dezember 2021 Bundesminister für Gesundheit im Kabinett von Olaf Scholz.

Leben

Jugend und Ausbildung

Karl Lauterbach wurde am 21. Februar 1963 in Düren im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen geboren und wuchs im Dorf Oberzier bei Jülich streng katholisch in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater war Vorarbeiter, seine Mutter Hausfrau. Obwohl er ein sehr guter Grundschüler war, ging er zunächst auf eine Hauptschule, dann in eine Realschule und später auf ein Gymnasium, wo er 1982 sein Abitur absolvierte.[1] In jungen Jahren war Lauterbach in der katholischen Jugend im Kreis Düren aktiv.[2] Er studierte von 1982 bis 1989 Medizin an der RWTH Aachen, an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und an der University of Texas San Antonio in den Vereinigten Staaten.[3] In den Vereinigten Staaten absolvierte er ab 1989 ein Studium der Epidemiologie und Gesundheitsökonomie (Health Policy and Management) an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, wo er 1995 mit einer weiteren Promotion zum Dr. sc. abschloss. Insgesamt hielt er sich neun Jahre zu Studienzwecken in den USA auf.[1] In den USA setzte er sich nach eigener Aussage mit Gerechtigkeitsthemen auseinander und konnte diese in der CU nicht umsetzen und wechselte deshalb 2001 zur SPD.[2]

Karriere

Als Fellow an der Harvard Medical School wurde er von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert. Zurück in Deutschland wurde er Professor an der Universität zu Köln und Direktor des neu gegründeten Instituts für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft (IGMG).[4] 2008 wurde das IGMG in Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) umgetauft.[5] Von 1999 bis 2005 war Lauterbach Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. 2003 war er Mitglied der Kommission für die Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme (Rürup-Kommission) und der Programmkommission der SPD Köln. 2004 war er Mitglied der Arbeitsgruppe Bürgerversicherung des Parteivorstandes der SPD.[6]

2005 kandidierte Karl Lauterbach erstmals erfolgreich für den Bundestag.[7] Von 2013 bis 2020 war Lauterbach stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD.[6] 2019 kandidierte Lauterbach im Duo mit seiner Parteikollegin Nina Scheer für den SPD-Parteivorsitz.[8] In der ersten Mitgliederbefragungsrunde errang das Duo den 4. Platz mit 14,6 % der Stimmen.[9] Am 8. Dezember 2021 wurde Lauterbach zum Bundesminister für Gesundheit im Kabinett von Olaf Scholz ernannt.

Privat

Karl Lauterbach war von 1996 bis 2010 mit der Fachärztin Angela Spelsberg verheiratet. Sie lernten sich beim Studium an der Elite-Universität Harvard kennen und trennten sich 2004. Spelsberg leitete das Tumorzentrum in Aachen. Gemeinsam haben sie vier Kinder. Nach der Trennung gab es laut Spelsberg jahrelang Streit um den Unterhalt für die vier Kinder, auch vor Gericht. Der Unterhaltsstreit wurde erst im Januar 2013 nach sieben Jahren mit einen Vergleich beendet.[10] Mit einer Journalistin hat Lauterbach ein fünftes Kind.[11] Zu seinen Eigenarten gehört, dass er kein Salz isst.[7]

Kritik

Rhön AG

Von Juli 2001 is Juni 2013 saß Karl Lauterbach im Aufsichtsrat der Rhön AG, einem der führenden privaten Klinik-Betreiber in Deutschland. Die Rhön AG beutete Reinigungskräfte jahrelang systematisch aus. Bis 2007 umging die Rhön AG die Umsatzsteuer mit eigenen Tochterunternehmen zum Säubern der Kliniken, bei denen die Reinigungsunternehmen Minderheitspartner waren. Das sparte 20 Millionen Euro Umsatzsteuer im Jahr. [12][13]

Wissenschaftliches Fehlverhalten

2004 verkündete die damalige SPD-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, dass „basierend auf den Studien von Karl Lauterbach, mindestens ein Drittel aller Röntgenuntersuchungen überflüssig“ seien. Es folgte ein Sturm der Entrüstung in der Ärzteschaft. In der Folge musste sich Lauterbach vor der Senatskommission für wissenschaftliches Fehlverhalten der Kölner Universität verantworten.[14]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • 1997: Managed Care: Ursachen, Prinzipien, Formen und Effekte, Herausgeber Michael Arnold, Karl W Lauterbach und Klaus J Preuss, 390 Seiten, Schattauer, ISBN 978-3794517473
  • 2001: Gesundheitsökonomie, Qualitätsmanagement und Evidence-based Medicine: Eine systematische Einführung, Herausgeber Karl W Lauterbach und Matthias Schrappe, 555 Seiten, Schattauer, ISBN 978-3794521067
  • 2003: DRG in deutschen Krankenhäusern: Umsetzung und Auswirkungen, Markus Lüngen und Karl W Lauterbach, 344 Seiten, Schattauer, ISBN 978-3794522620
  • 2006: Gesundheitsökonomie und Pädiatrie, Herausgeber Andreas Gerber und Karl W Lauterbach, 264 Seiten, Schattauer, ISBN 978-3794524495
  • 2007: Der Zweiklassenstaat: Wie die Privilegierten Deutschland ruinieren, 208 Seiten, Rowohlt Berlin Verlag, Berlin, ISBN 978-3871345791
  • 2009: Gesund im kranken System: Ein Wegweiser, 224 Seiten, Rowohlt Berlin Verlag, Berlin, ISBN 978-3871346255
  • 2009: Gesundheitsökonomie, Management und Evidence-based Medicine: Handbuch für Praxis, Politik und Studium, Herausgeber Karl W. Lauterbach, Markus Lüngen und Matthias Schrappe, 576 Seiten, Schattauer, 3. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, ISBN 978-3794525768
  • 2015: Die Krebs-Industrie: Wie eine Krankheit Deutschland erobert, 288 Seiten, Rowohlt Berlin Verlag, Berlin, ISBN 978-3871347986
  • 2016: Patient ohne Verfügung: Das Geschäft mit dem Lebensende, Autor Matthias Thöns, Vorwort Karl Lauterbach, 320 Seiten, Piper, ISBN 978-3492057769
  • 2021: Gesundheitsökonomie: Lehrbuch für Mediziner und andere Gesundheitsberufe, 438 Seiten, Hogrefe AG, 4. überarbeitete Auflage, ISBN 978-3456860794
  • 2022: Bevor es zu spät ist: Was uns droht, wenn die Politik nicht mit der Wissenschaft Schritt hält, 256 Seiten, Rowohlt Berlin Verlag, Berlin, ISBN 978-3737101325

Weblinks

Quellen