Afghanistan

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Afghanistan
افغانستان (Paschto)
افغانستان (Dari)

Afġānistān
Wahlspruch: لا إله إلا الله محمد رسول الله
Lā ilāha illā llāh Muhammadun rasūlu llāh.
Arabisch für „Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist der Gesandte Gottes.“
Amtssprache(n) Paschto (Paschtunisch)
Dari (Dari-Persisch)
Hauptstadt Kabul
Staats- und
Regierungsform
präsidentielle Republik (de jure)

theokratisches Emirat (de facto)
Einwohnerzahl 31.822.848[1]
Währung 1 Afghani (AFN) = 100 Puls
Gründung 1747 (Durrani-Reich)
1823 (Emirat Afghanistan)
Unabhängigkeit 19. August 1919
(vom Vereinigten Königreich)
Nationalhymne Milli Tharana („Nationalhymne“)
Nationalfeiertag 19. August
(Unabhängigkeitstag)
Zeitzone UTC+4:30
Kfz-Kennzeichen AFG
ISO 3166 AF, AFG, 004
Top-Level-Domain .af
Telefonvorwahl +93

Afghanistan (paschtunisch und persisch (Dari) افغانستان Afghānestān) ist ein Binnenstaat in Südasien. Die Hauptstadt ist Kabul mit über 3 Millionen Einwohnern. In ganz Afghanistan lebten nach Schätzungen im Juli 2014 rund 31,82 Millionen Einwohner.

Geschichte

→ Hauptartikel: Chronik Afghanistans seit 2000

Von 1709 bis 1738 existierte kurzzeitig die paschtunische Hotaki-Dynastie im Süden des heutigen Afghanistans. Sie wurde von Mir Wais Hotak (1673–1715) aus dem Stamm der Ghilzai aus Kandahar gegründet. Nadir Schah (1688–1747) marschierte 1738 in Kandahar ein und beseitigte die Hotaki-Dynastie. Der Hotaki-Dynastie folgte die Dynastie der Afschariden.[2] 1747 wurde das Durrani-Reich als Vorläufer des Emirats Afghanistan vom paschtunischen Stamm der Durrani gegründet. Es bestand bis 1826. Das Emirat Afghanistan bestand von 1823 bis 1926 auf dem Gebiet der heutigen aus dem Durrani-Reich entstandenen Islamischen Republik Afghanistan. 1919 erlangte Afghanistan seine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich.[3]

1946 trat Afghanistan den Vereinten Nationen bei. Am 27. April 1978 kam es in der Saurrevolution zu einem von Mitgliedern der kommunistischen Demokratischen Volkspartei Afghanistans durchgeführter Staatsstreich, der zur Ausrufung der Demokratischen Republik Afghanistan führte. Von 1979 bis 1989 unterstützte die Sowjetunion militärisch die kommunistische Regierung gegen die Gotteskrieger, die gegen die Säkularisierung kämpften. Nachdem die Sowjetunion nach schweren Verlusten 1989 das Land verliess, brach ein Bürgerkrieg aus. Der Bürgerkrieg flachte Mitte der 1990er Jahre ab, nachdem die Taliban 90 % des Landes erobert hatten und ihren Gottesstaat durchsetzten.[4] Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 von Al-Kaida in den Vereinigten Staaten führten die Vereinigten Staaten einen Militäreinsatz in Afghanistan an. Der Anführer der Anschläge, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden, hielt sich damals unter dem Schutz der Taliban in Afghanistan auf. Unter NATO-Führung (ab 2003) unterstützten bis 2014 die Internationalen Schutztruppe International Security Assistance Force (ISAF) die Vereinigten Staaten.

Am 4. Dezember 2001 wurde Hamid Karzai (* 1957) auf der Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn zum Präsidenten einer Interimsverwaltung ernannt.[5] Karzai arbeitete mit den USA zusammen, um das Taliban-Regime zu stürzen und eine neue Regierung aufzubauen. Seit 2004 ist Afghanistan eine Islamische Republik. Am 2. Mai 2011 wurde Osama bin Laden von US-Spezialkräften im pakistanischen Abbottabad getötet. Hamid Karzai war bis 2014 Präsident von Afghanistan, am 29. September 2014 folgte Aschraf Ghani (* 1949) im Amt des Präsidenten von Afghanistan. Nach einer Stichwahl zwischen Aschraf Ghani und Abdullah Abdullah (* 1960) bei der Präsidentschaftswahl 2014 wurde das Amt des Premierministers mit einem Vertrauensmann Abdullahs besetzt. Am 20. und 21. Oktober 2018 wurde eine Parlamentswahl durchgeführt. Die Wahl war an beiden Tagen von Anschlägen und Chaos überschattet worden. Es gab in mehreren Provinzen Bombenexplosionen und Raketenangriffe in der Nähe von Wahllokalen. Die radikalislamischen Taliban hatten alle Afghanen zum Boykott der Abstimmung aufgefordert und mit Angriffen gedroht. Mehr als 2500 Kandidaten bewarben sich um die 249 Sitze im Unterhaus. Die Parlamentswahl wurde seit 2015 immer wieder verschoben und galt als Test für die 2019 durchgeführte Präsidentschaftswahl.[6] Im Dezember 2018 erklärte die Unabhängige Wahlbeschwerdekommission (IECC) alle in der Provinz Kabul abgegebenen Stimmen für ungültig.[7] Die ursprünglich für April 2019 geplante Präsidentschaftswahl wurde erst auf Juli dann auf September 2019 verschoben.[8] Ghani war nach der Wahl im September 2019 als offizieller Sieger verkündet worden. Regierungschef Abdullah Abdullah erkannte das Ergebnis nicht an und rief eine Gegenregierung aus. Die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl waren nach Betrugsvorwürfen und technischen Problemen erst im Februar 2020 verkündet worden.[9]

2020 unterzeichneten die Vereinigten Staaten und die Taliban ein Abkommen, das einen schrittweisen Abzug der NATO-Streitkräfte vorsah. Im Gegenzug versicherten die Taliban, dass von Afghanistan keine Terrorgefahr mehr ausgeht. Am 1. Mai 2021 begann der offizielle Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan.[10] Nach dem Abzug eroberten die Taliban innerhalb von wenigen Wochen einen Großteil des Landes zurück. Afghanische Regierungstruppen gaben vielerorts kampflos auf oder desertierten. Am 15. August 2021 kündigte der afghanische Innenminister Abdul Sattar Mirsakwal eine friedliche Machtübergabe an die Taliban an und Präsident Ashraf Ghani verliess das Land. Noch am selben Tag nahmen die Taliban den Präsidentenpalast von Kabul ein und erklärten den Sieg.[11] Am 17. August 2021 erklärte sich der bisherige Vizepräsident Amrullah Saleh (* 1972) zum legitimen Übergangspräsidenten Afghanistans.[12] Wenige Wochen später floh auch Saleh aus dem Land.

Im Oktober 2023 forderten mehreren starken Erdbeben mit einer Stärke von bis zu 6,3 mehrere Tausend Todesopfer. Es waren die schwersten Beben in Afghanistan seit 1998.[13][14]

Literatur

  • 1989: Jan-Heeren Grevemeyer: Afghanistan : Sozialer Wandel und Staat im 20. Jahrhundert. VWB-Verlag, Berlin, ISBN 3-927408-24-7
  • 1999: Conrad J. Schetter, Almut Wieland-Karimi (Hrsg.): Afghanistan in Geschichte und Gegenwart. IKO-Verlag für interkulturelle Kommunikation, Frankfurt am Main, ISBN 3-88939-498-1
  • 2009: Bernhard Chiari (Hrsg.): Afghanistan. Wegweiser zur Geschichte 3. durchges. und erw. Auflage. Ferdinand Schöningh, 288 Seiten, Paderborn, ISBN 978-3-506-76761-5
  • 2011: Conrad Schetter, Kleine Geschichte Afghanistans, 3., aktualisierte Auflage, 167 Seiten, Verlag C. H. Beck, ISBN 978-3406616440

Weblinks

Quellen